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Webmasterfriday und der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag

Der Jugendmedienschutz-Staatsvertrag ist in aller Munde. Sagt zumindest Webmasterfriday. Ich muss allerdings gestehen, dass ich erst vorgestern zum ersten Mal davon gehört habe und ich auch heute noch vielen Leuten begegne die Fragen „Hä? Was ist das? Wo kann man das nachlesen?“. So prominent, wie viele Webmaster es zu finden scheinen, ist das Thema offenbar überhaupt nicht. Das ändert allerdings nichts daran, dass man sich als Webmaster jetzt einige Gedanken machen muss. Deshalb wurde auch die Frage gestellt:

Wie geht ihr damit um?

Die meisten Reaktionen, die ich erlebt habe, waren blinde Panik. Plötzlich vermeldeten einige größere und kleinere Blogs, dass sie ihr Angebot zum 31.12. einstellen wollten. Der Aufwand und die Kosten wären zu groß und überhaupt wäre das für Blogger unzumutbar. Ich muss zugeben, dass ich mich von der Panik auch anstecken ließ. Aber ich wollte weder diese Seite noch meinen Blog www.shopchop.de einstellen, nur weil da irgendein obskures Gerücht umgeht. Also habe ich mich informiert.

Auf folgende, für mich relevante Informationen bin ich dabei gestoßen:

1. Eine Alterskennzeichnung und Sperre ab 16 bzw. 18 Jahren gibt es schon seit 2003. Es hält sich nur keiner dran, was sich durch die große Aufmerksamkeit jetzt natürlich ändern könnte. Ich könnte mir gut vorstellen, dass jetzt wieder einige arbeitslose Anwälte in den Abmahnwahn geraten.

2. Eine Alterskennzeichnung kann man selber vornehmen, wenn man sich sicher ist, dass der Blog nicht jugendgefährdend ist. Und das dürfte auf die meisten Koch-, Buch-, Webmaster- und sonstige Seiten zutreffen. Wenn man also nicht gerade gerne Horrorfilme oder Pornos rezensiert (dazu gleich), muss man sich grundsätzlich keine Sorgen machen.

3. Gewerbliche Blogs müssen einen Jugendschutzbeauftragten haben. Also alle Blogs, auf denen Werbung ist. Ich habe jetzt einen gefunden, der kostet mich 9,90 Euro netto im Monat. Er sichtet meine Seite auf gefährliche Inhalte und gibt mir Tipps, was ich ändern sollte. Außerdem steht er im Impressum, das ist wichtig. Die Kosten für diesen Beauftragten dürften also nur für die Blogs relevant sein, die von Leuten betrieben werden, die wirklich keinen Cent übrig haben und bei denen auch nicht absehbar ist, dass sie mal Geld einnehmen werden, mit dem man das bezahlen kann. Ok, es ist doof, für so einen Mist Geld ausgeben zu müssen. Aber wir reden hier auch nicht von 100 Euro im Monat.

4. Theoretisch ist eine Alterskennzeichnung ausreichend. Wenn die Seite komplett ab 18 freigegeben ist, muss man nach diesem neuen Staatsvertrag nicht einmal eine Altersverifikation einbauen – die ist nämlich nur dann fällig, wenn die Seite unterschiedliche Altersgruppen hat. Mein Blog beispielsweise wurde von meinem Beauftragten auf 0 Jahre eingeschätzt, allerdings habe ich einige einzelne Artikel gehabt, die er auf 18 geschätzt hat. Die habe ich runterzensiert, er rät mir aber trotzdem an, hier eine Altersverifikation einzurichten. Ich verzichte wegen Punkt 5.

5. Personalausweisabfrage und „Ich bin über 18 Buttons“ sind keine gute Altersverifikation, denn sie können sehr leicht umgangen werden. Wer seine Seite so schützt, der sollte sich vor Abmahnungen und rechtlichen Streitigkeiten nicht allzu sicher fühlen. Empfohlen werden Post-Ident Verfahren, Schufa-Abfrage und entsprechende Tools zum Einlesen der Geldkarte – alles auf Seiten des Nutzers. Da fragt man sich nur, welcher Nutzer das auf sich nehmen will, nur um irgendeinen Artikel zu lesen?

Was ist also mein Resümee der Sache? Ich habe das Geld investiert und mir einen Jugendschutzbeauftragten geholt. Solange ich mich an seine Empfehlungen halte, sollte ich halbwegs auf der sicheren Seite sein. Und wie gesagt, wer wirklich nur über Computer, Autos oder Zahnpasta schreibt, der muss sich keine Sorgen machen. Insofern finde ich aufkommende Panik verständlich, die Reaktionen (Schließungen von Blogs) darauf aber zum teil vollkommen überzogen. Wie gesagt, ich bin zwar nun auch kein Anwalt aber meiner Einschätzung nach müssen sich die wenigsten Leute sorgen machen.

So, dann fragte Webmasterfriday, was wir davon halten würden, ein eigenes Internetgesetz vorzuschlagen. Grundsätzlich halte ich die Idee für sinnvoll. Unsere Politiker haben – das ist mal Fakt -vom Internet keine Ahnung. Und die wenigen Jungen, die was bewirken könnten, werden nicht dran gelassen. Ehrlich gesagt macht es in meinen Augen keinen Sinn, ein Gesetz zu erlassen, wenn man keine Ahnung vom Thema hat. Es wundert mich daher schon irgendwo, dass so Organisationen wie der Chaos Computer Club nicht viel eher (oder überhaupt mal) reagiert haben um dazu Stellung zu nehmen. Von dort könnten sicher auch vernünftige Vorschläge kommen.

This entry was posted on Donnerstag, Dezember 2nd, 2010 at 21:38 and is filed under Blog. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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